Lacrimosa - Rezension

Lacrimosa von Kosmos für 1-4 Spielende ab 12 Jahren

5,5 von 6 Pankis
5,5 von 6 Pankis

 

Vorspiel - Anekdote 'Mozart in Berlin':

1789 im Königlichen Opernhaus Berlin. Es wird das Singspiel 'Die Entführung aus dem Serail' aufgeführt. Ein kleiner, schlecht gekleideter Mann mit schmutzigen Schuhen, eine unansehnliche Figur im grauen Überrock fuchtelt herum, verzieht das Gesicht und brummt die Melodien vor sich hin. Es wird unruhig im Saal. "Was erlaubt sich der Mann! Man sollte ihn hinauswerfen!". Dann drängt er sich sogar zum Orchester vor und ruft: "Verflucht, wollt ihr D greifen!" Schließlich gibt sich der Unbekannte zu erkennen. Es ist der Komponist persönlich: Wolfgang Amadeus Mozart.

 

Spiel-Beschreibung:

1791 ist Mozart tot. Wir sind Mäzene des großen Komponisten, um sein letztes Opus, das Lacrimosa, zu vollenden. Außerdem blenden wir wie in einem Film unsere Erinnerungen ein und reisen mit dem Genie durch Europa, um die größten Momente seines Lebens & weitere Anekdoten - wie die in Berlin - erneut zu durchleben und festzuhalten.

Links: Spielphasen - Stationen seines Lebens: Abb. rechts: Vollendung des Musikwerks

 

Double-Layer-Spieler-Boards
Double-Layer-Spieler-Boards

Ablauf:

Reihum spielt jede/r Spielende zwei seiner neun Erinnerungskarten aus. Eine wird in den oberen Schacht des eigenen Tableaus geschoben und bestimmt die Aktion der Runde. Die andere kommt in den unteren Einschub und generiert Einkommen.

Mit den Aktionen kann man

Ø  Neue, bessere Erinnerungskarten aus der allgemeinen Auslage erwerben & eine alte Karte entsorgen. Damit kann man sein Kartendeck optimieren.

Ø  Opuskarten aus der Auslage beauftragen, wofür man Siegpunkte erhält und die man später aufführen kann.

Ø  Eigene Opuskarten für Geld aufführen oder das Werk für Einkommen bzw. Siegpunkte verkaufen.

Ø  Mozart auf seinen Reisen begleiten. Durch die besuchten Orte erhält man weitere Aktionen, Belohnungen oder Siegpunkte.

Ø  Das Requiem vervollständigen: dafür setzt man eine seiner Noten auf ein passendes Instrumentenfeld des Requiems. Dafür erhält man Boni der Komponisten sowie Siegpunkte am Spielende.

Opuskarten
Opuskarten

Fazit:

Wow, was für ein Cover! Das ist mir sofort ins Auge gesprungen und gefällt mir ausgezeichnet. Auch das weitere Spielmaterial ist sehr hochwertig und sehr schön gestaltet. Besonders edel sind die echt dicken Double-Layer-Spieler-Boards mit Aussparungen für Marker, Plättchen und sogar Einschübe für die Karten. Von außen stellen Sie ein historisches Notenbuch dar, das man aufklappen kann. Die ganze Aufmachung ist sehr stimmungsvoll und trägt sehr zum positiven Spielgefühl bei.

 

Sehr erfrischend unverbraucht das Thema. Was haben wir nicht schon für Kathedralen gebaut, Dörfer errichtet und Monster bekämpft? Aber ein Musikwerk eines großen Meisters mit eigenen Noten vollenden?


Die Spielregeln sind eigentlich ziemlich einfach: Zwei Karten spielen, eine Aktion ausführen und möglichst viele Boni kombinieren (z.B. die der Komponisten und beim Reisen). Aber ganz so einfach, wie es sich anhört ist es dann doch nicht. Die Wahl der Karten für Aktionen & Einnahmen sollte sorgsam geplant werden. Denn für die meisten Aktionen benötigt man spezielle Ressourcen. Wie besorge ich mir die passenden Ressourcen für meine Aktionen? Spiele ich z.B. meine Reisekarte als Aktion, dann erhalte ich weniger Reisepunkte für die nächste Runde. Mir hat es sehr viel Spaß gemacht diese Zusammenhänge zu ergründen. Dabei kann man ganz schön ins Grübeln kommen. Aber schließlich ist Lacrimosa ein Kennerspiel.

 

Thematisch sehr überzeugend ist das Setzen der Noten in die Sequenzen des Musikwerks. Das hat mir sehr viel Spaß gemacht. Innovativ auch der Wertungs-mechanismus um die Mehrheiten in den Sequenzen. Es geht nicht wie üblich um die Mehrheiten der Spielenden-Plättchen, sondern um die Mehrheit der beauftragten Komponisten. Sie bestimmen die Punkte, die man für seine jeweiligen Notenplättchen erhält.
Die Bonus-Plättchen der Komponisten sind begrenzt, was auch die Möglichkeit limitiert, einen Komponisten in einer Sequenz weiter voran zu bringen, um die Mehrheit zu sichern. Das fand ich nicht ganz rund. Bei drei Spielern kann man das Problem umgehen, indem man zu Spielbeginn bestimmte Komponisten auswählt und die 4-Personen-Plättchen nicht aussortiert.

 

Abwechslung kommt durch die unterschiedlichen Komponisten und die verschiedenen, zufällig aus- und nachgelegten Reiseziele ins Spiel.
Etwas aufwändig ist die Vorbereitung, vor allem das Sortieren der Komponisten-Plättchen (und heraussuchen bei weniger als vier Spielenden) und das Aufbereiten der Epochenstapel.

 

Der Solomodus, für den es zusätzliche Solo-Karten gibt, hat mir ebenfalls sehr gut gefallen.

 

Insgesamt ein sehr schönes, stimmungsvolles Spiel.

 

Nachspiel - Anekdote "Mozart in Berlin" Teil II:

Am nächsten Tag dirigiert Mozart die Vorstellung in Anwesenheit des Preußischen Königs Friedrich Wilhelm II., der selbst hervorragend Cello spielt. Später musiziert er sogar mit dem König. Dieser bietet dem Meister ein üppiges Gehalt als Hofkomponist, was Mozart ablehnt. Das Königspaar bestellt bei ihm Klaviersonaten und Streichquartette und entlohnt ihn fürstlich. Nach seinem Tod veranstaltet man Benefizkonzerte für seine Witwe. Vom Glockenturm der Potsdamer Garnisonskirche ertönt fortan alle halbe Stunde eine Melodie aus der "Zauberflöte".

 

Vollständige Anekdote "Mozart in Berlin" auf BR-Klassik

Die Ouvertüre zur "Entführung aus dem Serail"

 

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