Fazit:
Belfort vereinigt geschickt die Elemente eines klassischen Gebiets-Mehrheitenspiels mit denen eines Workerplacement-Spiels: Mit dem Setzen meiner Arbeiter wähle ich
die Aktionen aus, die ich später ausführen möchte. Nach und nach baut man seine Mannschaft aus, um die Gesamtanzahl seiner Aktionen zu steigern. Gut gefällt mir, dass die Einsatzmöglichkeiten
durch die austauschbaren Gilden variabel sind. So kann man vor Spielbeginn ein Stück weit das Spielgefühl beeinflussen: Favorisiert man eine friedlichere Partie, wählt man die Basis- und/oder
Rohstoffgilden. Ansonsten entscheidet man sich für die interaktiven Gilden. Sie bringen etwas mehr Ärger-Potential ins Spiel, weil ich meine Gegner direkt bestehlen oder ihre Gebäudesteine auf
dem Spielplan vertauschen und damit Mehrheiten zu meinen Gunsten beeinflussen kann.
Einwandfrei auch der Mechanismus, dass ich eine Gebäudekarte spielen muss, damit ich einen Stein in ein Stadtviertel setzen kann. Diese Karte lege ich in meine
eigene Auslage, womit ich weitere, individuelle Einsetzorte für meine Arbeiter und weitere Funktionen erhalte. Am Anfang wählt man sich die Karten vor allem nach deren Funktionen aus. Später muss
man allerdings darauf achten, in welchem Viertel man die entsprechende Gebäudeart überhaupt noch errichten kann. Denn was nützt mir am Ende die beste Gebäudefunktion, wenn ich in den Vierteln der
freien Felder keine Mehrheit erringen kann? Durch die Gebäudekarten kommt ein - wenn auch geringerer - Glücksfaktor ins Spiel.
Gewitzt, dass die Ressourcenfelder nicht als Aktionsfelder gelten. Will ein Spieler keine Aktionsfelder mehr nutzen, muss er alle seine restlichen Arbeiter auf die
Rohstofforte verteilen. Da es einen Extra-Mehrheiten-Bonus für jede Rohstoffart gibt, versucht man seine Arbeiter dort möglichst spät zu platzieren. Dann weiß man eher wie man seine Zwerge und
Elben verteilen muss, um viele Boni abgreifen zu können. Alle nachfolgenden Spieler könnten schließlich noch die Verhältnisse verändern. Achtet man aber auf deren verbliebene Arbeiter, kann man
sich trotzdem den einen oder anderen Bonus sichern.
Die Spielerreihenfolge sollte man nicht vernachlässigen. Für die Aktionsfelderauswahl ist es vorteilhaft, möglichst sehr früh zum Zug zu kommen. Bei Rohstoffboni
und vor allem beim Setzen der Häuser auf den Spielplan will man am liebsten als letzter setzen, damit man die Mehrheitenverhältnisse kennt, bevor man seine eigene Aktionen ausführt.
Das Thema ist humorvoll aufbereitet und erinnert mich etwas an Terry Pratchett. Der Plan und vor allem die Tableaus sind witzig gestaltet: Viele kleine, liebevolle
Details wie der Rundenablauf als Kalender, kleine Männchen auf den Rohstofffeldern und am Anwerberpult. Lustige Sprüche wie die Stellensuche arbeitsloser Gnome: "Ein Büro wird erst durch den
Schreibtisch-Gnom komplett! Zertifiziert in Geschäftsführungsbürokratie und Referenzen ... für administratives ConTrolling".
Außerdem unterstützt die Gestaltung der Pläne sehr gut den allgemeinen Runden- und Zugablauf. Obwohl es eine Vielzahl an Phasen und Aktionsmöglichkeiten gibt,
findet man sich dank der Übersichten auf den Spielertableaus ziemlich schnell ein - in den allgmeinen Spielablauf, die Gebäude-Kosten und die Wertung. Auch Einsatzkosten, Einnahmen und Steuern
sind an den entsprechenden Stellen sehr übersichtlich abgebildet.
Neben der Gestaltung kann auch die Ausstattung überzeugen: Viele Spielplanteile, zahlreiche Holzscheiben in unterschiedlichen Formen für Gnome, Zwerge und Elben,
Holzhäuser, passend geformte Rohstoffe, Karten sowie Gildenplättchen … und viiiiele Aufkleber, die man vor der ersten Partie erst einmal auf die Scheiben kleben muss.
Insgesamt ist Belfort ein spannendes Worker-Placement-Gebietsmehrheiten-Spiel, was uns gut gefallen hat.